Das Jugend-hackt-Jahr 2019 im Rückblick

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von Philip Steffan

Letztes Jahr schrieb ich an dieser Stelle, im Jahresrückblick auf 2018: „Gerade ist wirklich viel in der Jugend hackt-Pipeline.“ 2018 war das Jahr, in dem wir im Team mit vielen neuen Teilprojekten und Ideen für Jugend hackt angefangen haben, davon aber noch nicht so viel vorzeigen konnten. Umso besser für den Jahresrückblick auf 2019, dass in den letzten zwölf Monaten viele von diesen Ansätzen reif für die Öffentlichkeit waren. Wir haben noch nie so viele neue Dinge in einem Jahr gestartet.

Jugend hackt Labs

Lange Zeit war Jugend hackt synonym mit unseren dreitägigen Wochenend-Hackathons. Spätestens seit Juni 2019 müssen wir auch uns selbst immer wieder daran erinnern, sprachlich zu differenzieren, denn neben den bekannten jährlichen Events gibt es seitdem die Jugend hackt Labs. Das bedeutet: An einem festen Standort finden rund zweimal pro Monat offene Abende und Workshops für Jugendliche statt.

Unsere ersten zwei Labs sind der Verstehbahnhof in Fürstenberg/Havel und das Verschwörhaus in Ulm. Dort kümmern sich unsere Kolleg*innen, die Lab-Koordiator*innen Eva und Tom, um ein vielseitiges Programm und darum, dass Jugendliche für ihre Ideen eine regelmäßige Anlaufstelle haben und dabei wie auf den Events von Mentor*innen unterstützt werden.

Game Artist Leonie Wolf führte in das 3D-Programm Blender ein.
Workshop im Lab Ulm: Game Artist Leonie Wolf führte in das 3D-Programm Blender ein.

Zusammen mit externen Expert*innen haben die Teilnehmer*innen in den Labs bereits eigene Computerspiele designt, Umweltsensoren gebaut, Musik programmiert und sich mit 3D-Druck und Datensicherheit auseinandergesetzt. An den ergänzenden offenen Abenden können die Teilnehmer*innen an diesen Ansätzen und eigenen Projekte weiterarbeiten.

Zehn Events

Gekommen um zu bleiben: Alle lokalen Event-Teams, die 2018 Jugend hackt veranstaltet haben, waren auch 2019 wieder mit einem Event dabei: Berlin, Köln, Frankfurt, Halle, Heidelberg, Ulm und Schaffhausen. Unser in Mecklenburg-Vorpommern wanderndes Event war nach Schwerin nun in Rostock zu Gast. Außerdem kehrten mit Hamburg (mit einem neuen tollen Team!) und Linz zwei Standorte zurück, die 2018 Pause gemacht hatten.

Insgesamt haben sich 535 Teilnehmer*innen auf den Events getroffen. Sie haben gemeinsam 94 Projekte entwickelt und öffentlich vorgestellt. Genau genommen sind es ein paar Projekte weniger, weil in einigen Fällen auch Ideen und Apps über mehrere Events immer weiter entwickelt wurden. Beispiele dafür sind die Jugend hackt App, in Hamburg erdacht und in Berlin weitergeführt, oder #FFF Info, eine App, die alle Termine von Fridays for Future sammelt, die in Linz begonnen und in Ulm weiterentwickelt wurde.

CC-BY 4.0 Jugend hackt, Foto: Sandra Schink

Rund 40 Projekte haben sich an unserem Jahresmotto „Mit Code die (UM:)Welt verbessern“ orientiert. Diese Apps, Spiele, Webseiten und Hardware-Prototypen helfen z.B. Abfall zu vermeiden oder weniger CO2 zu verursachen, setzen sich mit der Klimakrise auseinander oder vermessen mit Sensoren ihre Umwelt.

Zur Inspiration der Teilnehmer*innen hatten wir dazu an vielen Orten Keynotes von Klimaforscher*innen oder Diskussionsrunden mit Vertreter*innen von Fridays for Future und anderen Organisationen im Programm. Hier eine Playlist mit vielen dieser Inputs:

Austausche

CC-BY 4.0 Jugend hackt, Foto: Saadya Windauer

Gemeinsam mit dem Goethe-Institut veranstalten wir seit 2016 das Austauschprogramm „Vernetzte Welten“ und bringen dabei Jugendliche aus verschiedenen Ländern im Ausland zusammen. 2019 sind wir gleich zweimal ausgeflogen, im April ging es nacheinander nach Sri Lanka und Indien, im Oktober reisten zwei Gruppen parallel nach Japan und Südkorea.

In Colombo, Delhi und Kolkata ging es dabei um das Thema „Food Revolution“, also entwickelte unsere kleine deutsche Delegation gemeinsam mit drei lokalen Gruppen von Jugendlichen eigene Ideen und Apps rund um (gesunde) Ernährung und Herausforderungen der Nahrungsversorgung.

In Tokio und Seoul machten sich unsere beiden Reisegruppen aus Jugend hackt-Teilnehmer*innen und Mentor*innen gemeinsam mit Jugendlichen aus acht asiatischen Ländern Gedanken um den „Schüler*innenaustausch der Zukunft“. Dabei nutzten die Projektgruppen verschiedene Virtual-Reality-Tools.

CC-BY 4.0 Jugend hackt, Foto: Leonard Wolf

Auf unserem Event in Berlin waren wir selbst Gastgeber: Wie bereits 2018 war eine Gruppe des Coding-Programms re:coded aus der Türkei zu Besuch. Fünf jugendliche Teilnehmer*innen und fünf Mentor*innen erkundeten erst mit einer deutschen Gruppe die Stadt und nahmen dann an unserem großen Hackathon teil.

Auf den zwei großen CCC-Veranstaltungen 2019 waren wir auch dabei: Auf dem großen CCCamp im August in Mildenberg konnte man viele Menschen aus unserem Umfeld im „Open Village” antreffen. Und auf dem Congress in Leipzig zwischen den Jahren waren wir traditionell wieder ein Teil der WikiPaka-WG – Treffpunkt und Bühne für viele aus unserer Community.

Mehr Diversität

2019 war für uns auch das Jahr mit einem ersten größeren Durchbruch im Bereich der Diversität. Angestoßen durch unseren Expert*innenworkshop im Januar haben wir einige Maßnahmen umgesetzt, die bereits Früchte tragen. Lag die Mädchenquote in der Vorjahren bei 10 bis 20 Prozent, konnten viele Events dieses Jahr durchschnittlich 20 bis 30 Prozent aufweisen. 

Wifi-Bike CC-BY 4.0 Jugend hackt, Foto: Leonard Wolf

Beim Event in Berlin durften wir außerdem eine Gruppe von jungen Geflüchteten als Teilnehmer*innen begrüßen, die durch eine Kooperation mit der Hafenschule in Minden zu uns gekommen waren. Wie man auch an der Vielsprachigkeit der Abschlusspräsentation merkte, war unsere größte Veranstaltung 2019 damit auch unsere diverseste. 

Der Jugend hackt Freundeskreis

Spenden konnte man uns schon immer – als unabhängig finanziertes Programm sind wir auch auf kleine und große finanzielle Zuwendungen angewiesen. Und weil Einzelspenden richtig super, Dauerspenden aber noch besser sind, haben wir den Jugend hackt Freundeskreis gestartet, ganz offiziell im Mai mit einer eigenen Webseite und einem eigenen Logo. Der Freundeskreis ist also unsere offizielle Anlaufstelle für Fördermitglieder.

Das bedeutet konkret: Privatpersonen können bei uns Super-, Hyper- und Ultra-Mitglied werden. Unternehmen bekommen ganz individuelle Support-Pakete von uns geschnürt. Wir bedanken uns im Gegenzug mit netten kleinen Geschenken und schönen Geschichten. Dauerspenden helfen uns übrigens dabei, die Finanzierung von Jugend hackt längerfristig planen zu können. Wer uns einmalig supporten will, kann das wie bisher auf betterplace tun und hat natürlich auch einen besonderen Platz in unseren Herzen verdient.

Werde jetzt Fördermitglied von Jugend hackt und unterstütze junge Menschen dabei, mit Code die Welt zu verbessern.

So einfach geht’s

Unsere neue Webseite

jugendhackt.org
2013–2019 †

Es war ein Weihnachtsgeschenk für uns selber, aber natürlich auch für alle, die sich über Jugend hackt informieren wollen: Im Dezember haben wir nach über fünf Jahren unsere neue Webseite gelauncht. Wir sind sehr stolz darauf, sie fast komplett inhouse entwickelt zu haben.

Eine wichtige Vorarbeit dafür war, in unserer gewachsenes Wirrwarr aus Logos, Farben und anderen grafischen Elementen eine Ordnung zu bringen. Unser schönes Pixel-Design, 2013 von Rainbow Unicorn zum ersten Event entworfen, haben wir dafür vorsichtig überarbeitet und erweitert.

Abgesehen vom zukunftskompatiblen Design haben wir mehr Ordnung in die neue Webseite gebracht: Events, Labs, Austausche – unsere drei Formate haben ihre eigenen Bereiche mit Informationen und ausführlichem Archiv. Die Startseite ist übersichtlicher, das Blog hat mehr Platz und, vor allem: Die Projekte sind zurück! Fast jedes von unseren Teilnehmer*innen entwickelte Projekt seit 2015 ist online, mit einem Video der Präsentation und zusätzlichen Infos. Auf der neuen Projektseite kann man sich nach Jahr, Ort oder Thema durch dieses Archiv klicken und von den Projektideen inspirieren lassen.

Alle Games, die 2019 in Hamburg entstanden sind? Kein Problem!

Um das alles ordentlich zusammenzutragen, mussten wir uns durch einen nicht gerade kleinen digitalen Datenhaufen der vergangenen Jahre wühlen und alle unsere Funde gut sortieren – aber es hat sich gelohnt!

Die Online-Community

Das ist Zulip – und wem das zu hell aussieht, der kann die App natürlich auch im „Dark Mode“ mit dunklem Hintergrund nutzen.

Seit Juni kommuniziert die gesamte Jugend hackt-Community – also Teilnehmer*innen, Mentor*innen und die Organisiationsteams – über unsere eigene Chat-Community. Vor allem auf den Events, als Kommunikationsweg während des Hackathons, aber auch immer mehr in den Wochen dazwischen. Ein 24/7-Jugend hackt sozusagen, ein eigener geschlossener Raum für alle unsere Menschen, die hier immer jemanden finden, um sich zu ihren Themen auszutauschen und auch mal ein Projekt gemeinsam weiterzuentwickeln. 

Wir sorgen dort immer wieder für Live-Momente, bisher zum Beispiel mit Gästen im Chat zu bestimmten Themen wie Open-Source-Entwicklung und mit live gestreamten Vorträgen, die in der Community kommentiert und diskutiert werden können. Unser Tool der Wahl dafür Zulip – die Features dieser Open-Source-Anwendung, die wir auf unseren eigenen Servern laufen lassen, hatten uns einfach überzeugt.

Unser Team

Raus aus dem Büro und in Ruhe die Zukunft planen: Im Sommer waren wir für drei Tage in Brandenburg.

Wir hatten es im Blog: Im Mai übernahm Nadine die Design-Rolle im Team von Doris, und Lisa folgte als Entwicklerin auf Torben. Gemeinsam hat dieses Dream-Team dafür gesorgt, dass unser gesamtes Design und unsere Webseite komplett neu am Start ist, wie oben schon beschrieben. Mit dem Abschluss dieses gewaltigen Pakets endete auch für Lisa und Nadine zum Jahresende ihre Zeit in der Alpaka-Herde – was bleibt, ist unsere große Dankbarkeit über die tollen neuen Tools und Daten, mit den wir täglich arbeiten.

Zu uns gestoßen und auch weiterhin dabei sind Leo (seit Mai) und Jakob (seit September). Leo begleitet Jugend hackt schon lange in verschiedenen Rollen, er war unser erster Bufdi und fotografiert seit vielen Jahren auf unseren Events. Nun kümmert er sich mit Sonja bei uns ums Fundraising. Jakob ist unser aktueller Bufdi und Nachfolger von Basti und hat viele Aufgaben im Event-Team übernommen.

Hello World

2017 haben wir zusammen mit der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW ein ergänzendes Format für Einsteiger*innen gestartet: Jugend hackt: Hello World. Seitdem gab in NRW sowie in Linz mehr als 80 Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren, die einen spielerischen Einstieg in die Welt der Technik vermitteln.

Seit April 2019 ist hello world ein eigenständiges Projekt unter der Leitung der Fachstelle in Köln, führt die Workshops fort und bietet zusätzlich auch noch Schulungsangebote für pädagogische Fachkräfte. hello world und Jugend hackt sind weiterhin partnerschaftlich verbunden und ergänzen sich auch dort, wo es gut passt.

Und das kommt als Nächstes

Die größten Neuheiten bei den Events sind bereits öffentlich: Im Februar machen wir mit „Jugend hackt – Mädchen vernetzen“ erstmals ein Event nur für Mädchen. Außerdem haben wir mit München einen weiteren neuen Standort – ab März gibt es damit endlich auch Jugend hackt in Bayern.

Die weiteren Termine und Standorte verkünden wir in einigen Wochen, ebenso wie unser neues Jahresmotto. Im Frühjahr können wir euch dann auch verraten, wo im Mai unsere nächsten zwei Labs ihre Arbeit aufnehmen werden. Außerdem hecken wir gerade mit dem Goethe-Institut aus, wohin es dieses Jahr mit Vernetzte Welten geht.