Das Jugend-hackt-Jahr 2023

Bild von Philip Steffan

von Philip Steffan

Das Geburtstags-Shirt

Letztes Jahr ist Jugend hackt 10 Jahre alt geworden: Vor langer Zeit, am 7. September 2013, sind wir mit einem Event in Berlin gestartet. Daraus hat sich in den Folgejahren eine jährliche Veranstaltung in Berlin entwickelt, dann vier weitere Events in allen Himmelsrichtungen, dann ein ganzes Netzwerk aus lokalen Organisationen im deutschsprachigen Raum und seit 2019 haben wir uns um unsere Jugend hackt Labs erweitert.

Genau das haben wir gefeiert: Am 23. September sind wir nach 10 Jahren und 16 Tagen für eine Geburtstagsparty ins Jugendkulturzentrum Königstadt in Berlin zurückgekehrt, da wo einst alles anfing – ein schöner Abend mit neuen und alten Weggefährt*innen, ehemaligen Teilnehmer*innen, unserem Jugendbeirat und allen, die Zeit und Lust hatten. Aber natürlich war das bei weitem nicht unser einziges Event:

Zehn Events, zwei Hackdays, ein Camp

Zwischen Mai und November 2023 fanden zehn Wochenend-Events in Münster, Dresden, Frankfurt, München, Köln, Zürich, Linz, Hamburg, Weinheim und Halle statt. Für Münster war es das Debüt, organisiert vom dortigen Lab-Team und mit klarem lokalen Fokus. Auch das Zürcher Event war nach einer sechsjährigen Pause ein Neustart mit neuer Kooperationspartnerin, der Digitalen Gesellschaft. Schön auch, dass das Team vom Eigenbaukombinat in Halle nach längerer Pandemie-Pause wieder ein Event ausgerichtet hat.

Jugend hackt in Hamburg. Foto: Sandra Schink

In der Liste der Städte fehlte natürlich ein Standard-Standort: Berlin – und das im Jubiläumsjahr! Unser vorher makelloser „Streak“ war dank Corona 2020 eh hinfällig, aber das ist diesmal nicht der Grund gewesen: Unsere Energie haben wir dieses Jahr ganz ins Jugend-Village auf dem Chaos Communication Camp gesteckt. Gemeinsam mit dem Verstehbahnhof in Fürstenberg haben wir für fünf Tage eine kleine Zeltstadt aufgebaut und rund 90 Jugendliche mit auf das 6000 Hacker*innen starke Camp genommen. Noch mehr Zahlen: 2,6 Tonnen Zeltmaterial, 34 Workshops, 12 Vorträge, diverse Karaoke-Abende, viele glückliche Gesichter. Vermutlich machen wir das 2027 wieder – das Camp findet nämlich alle vier Jahre statt.

Das Jugend-Village. Foto: Marc

Unserem Team in Dresden war ein Event im Mai noch nicht genug, daher organisierten sie zwei weitere eintägige Hackdays im September und Oktober. Zählt man alles zusammen, hatten wir im ganzen Jahr 483 Jugendliche auf unseren Events, die dort ihre eigenen Projekte erdacht und umgesetzt haben.

Die Videos der Projektvorstellungen gibt‘s unten im Player und sortierbar auf unserer Projektseite zum Anschauen.

Labs etablieren sich und gehen nach draußen

Im vergangenen Jahr haben die bundesweiten Jugend hackt Labs über 500 Workshop-Angebote auf die Beine gestellt und damit mehr als 2000 Jugendliche erreicht! Dabei haben wir oft auch einfach mal unsere Labs verlassen und Jugend hackt dort vorgestellt, wo man uns noch nicht kennt: In Münster auf dem Ostermarkt, in Offenbach auf dem Mainuferfest und von Isenbüttel aus auf dem Christopher Street Day in Gifhorn. Das Traunsteiner Lab bespielte ein Pop-Up-Lab in der Innenstadt und das Team aus Berlin hat Mitmach-Angebote auf der TINCON, dem Mädchen-Technik-Kongress und bei „Let’s Code Again“ im Humboldt-Forum organisiert.

Lötworkshop auf der TINCON Berlin. Foto: TINCON/Gregor Fischer

Anfang November kam ein neuer Standort hinzu: In Potsdam verteilt sich das Jugend hackt Lab auf drei wechselnde Standorte. Dazu haben sich die Medienwerkstatt Potsdam am Schlaatz, die machbar auf dem freiLand-Gelände und die Technik-AG TAG im Schulzentrum am Stern zusammengetan. Eine Besonderheit: Die Termine in der Medienwerkstatt finden als MINTA-Lab, also exklusiv für Mädchen und junge Frauen, inter, nonbinäre, trans und agender Personen, in einem entspannten Raum zum gemeinsamen Lernen, Ausprobieren und Vernetzen statt.

Gute Nachrichten kommen auch von der Donau: Unseren langjährigen Kooperationspartner*innen vom ehemaligen Verschwörhaus, die seit 2015 Jugend hackt in Ulm veranstaltet hatten und im Sommer 2022 ihre angestammten Räume verlassen mussten, ist im Sommer mit dem neuem Namen (Temporärhaus) und neuem Standort (Neu-Ulm) der Neustart gelungen! 2024 soll es hier endlich wieder Angebote von Jugend hackt geben.

Unser Netzwerk ist aktiv: In unseren monatlichen Calls sprechen die alten und die neuen Lab-Leads über Inhalte, Didaktik und alle möglichen organisatorischen Aspekte. Der tägliche Austausch läuft über unsere interne Online-Community. Insgesamt gehen wir mit 20 Jugend hackt Labs ins neue Jahr, da die Kooperation mit dem Standort Jena ausgelaufen ist.

Das Berliner Team

Unser internes Motto für 2023 hieß „Qualität und Ruhe“: Nach einigen Wechseln im Team wollten wir das Jahr vor allem nutzen, um uns besser zu organisieren und unser eigenes Wissensmanagement auszubauen. Unser Fazit: Das mit der Qualität hat geklappt, das mit der Ruhe nicht so ganz: Vor allem das große Camp hat zeitweilig alle unsere Abläufe dominiert. Gelohnt hat es sich trotzdem.

Neu ins Team gekommen sind Alev, die unser Netzwerk aus Lab-Standorten koordiniert und Ragna, die mit viel Erfahrung mit Jugendfreizeiten unser Camp-Team verstärkte und auch in Zukunft für Events zuständig sein wird. Seit August ist Carl unser neuer Bundesfreiwilligendienstleistender.

Zum Jahresende hat uns das letzte Berliner Urgestein im Team verlassen: Robert wendet sich nach sieben Jahren und 200 Tagen Jugend hackt neuen Aufgaben zu und wird in Berlin ein neues Medienkompetenzzentrum aufbauen. Danke Robert für rund 40 begleitete Events, rund 75 Mentor*innen-Schulungen und ungezählte gemeinsame Momente! Wir sind uns alle sicher, dass wir uns eher früher als später wieder über den Weg laufen werden.

Danke, Robert! Foto: Leonard Wolf

Und so geht’s weiter:

Das letzte große Ding 2023 war unser jährliches Netzwerktreffen: Anfang Dezember haben wir uns in Leipzig an vier Tagen mit 40 Aktiven aus unserem Netzwerk zusammengesetzt. Wir ließen uns einerseits in gemeinsamen Schulungen zu Themen wie Awareness und Umgang mit Konflikten weiterbilden, tauschten uns aber auch in einem Dutzend thematischer Runden aus und planten gemeinsam das neue Jahr.

Ein Blick auf unseren internen Event-Kalender zeigt: Es werden auch 2024 wieder bis zu zehn Veranstaltungen. Nach heutigem Stand können wir schon drei Termine fest vorankündigen: In Frankfurt/Main sind wir über Pfingsten, vom 18. bis 20. Mai, vor Ort. In Berlin nehmen wir den Tag der deutschen Einheit mit, um vom 3. bis 6. Oktober ein viertägiges Event mit ein paar neuen Elementen zu veranstalten. In München werden wir wieder im Amerikahaus zu Gast sein, und zwar vom 15. bis 17. November. Alles andere ist noch im Fluss, allerdings wissen wir auch schon, dass es 2024 leider kein Event in Linz geben wird.

Dass unser Lab Ulm/Neu-Ulm im Temporärhaus bereits in den Vorbereitungen steckt, hatten wir weiter oben ja schon geschrieben. Wir stecken natürlich auch in Vorgesprächen für weitere Standorte, da uns dazu auch immer wieder Anfragen erreichen. Expansion ist aber nicht alles: Für uns ist es sehr wichtig, eine Verstetigung der Angebote und neue Zielgruppen zu erreichen.

Neben diesen beiden Säulen unserer Arbeit haben wir uns natürlich noch viele weitere Aufgaben in die Notizbücher geschrieben. In den kommenden Wochen gehen neue erprobte Workshopkonzepte aus den Labs in unserer OER-Sammlung online. Wir werden vom 27. bis 29. Mai wieder auf der TINCON in Berlin mit einem Stand dabei sein. Wir machen sehr viel Organisation hinter den Kulissen, bauen neue Tools für unser Netzwerk auf und überarbeiten unsere internen Handbücher und Materialien. Langweilig wird es also nie.

Danke!

Vielen Dank an alle unsere Teilnehmer*innen, die Jugend hackt im vergangenen Jahr mit ihren Ideen gefüllt haben und mit ihrer Lust auf Lernen und Zusammenarbeit zu so vielen tollen Momenten an vielen Orten geführt haben. Insbesondere das Camp wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Vielen Dank an unser gesamtes Netzwerk aus haupt- und ehrenamtlichen Aktiven, aus Event-Orgas und Lab-Leads und allen, die in Deutschland und Österreich unser Programm tragen und umsetzen.

Vielen herzlichen Dank an unsere große Community aus Mentor*innen, die in ihrer Freizeit mit Begeisterung die Jugendlichen begleiten, fachlich aber vor allem auch menschlich. Ohne eure Bereitschaft zum Ehrenamt gäbe es Jugend hackt nicht.

Vielen Dank an alle, die uns im vergangenen Jahr unterstützt haben, ob mit einer Spende, mit guten Tipps oder auch, wenn irgendwo noch zwei Hände oder Augen fehlten.

Vielen Dank an alle Unternehmen, Stiftungen und Fördergeber*innen, die unsere Ideen und Ziele so überzeugend finden, dass sie Jugend hackt durch ihre finanziellen Mittel ermöglichen.