Jugendverstärker: Jugendliche finden, Interesse ermitteln und ethische Fragen

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von Birte

Teil 3: Ergebnisse des Ideathons

In Teil 1 haben wir zusammengefasst, worum es beim Projekt Jugendverstärker geht.
In Teil 2 ging es um den Online-Ideathon und konkrete Fragestellungen.

Beim Brainstorming haben die Teilnehmer*innen auf einem digitalen Whiteboard Notizzettel verklebt, um tiefer in das Thema einzusteigen, die verschiedenen Positionen abzubilden und nicht zuletzt: Kleingruppen für die weitere Zusammenarbeit zu finden. Die Bereiche, zu denen gebrainstormt wurde, sind:

  • Wo werden Anliegen der Jugend online sichtbar?
  • Welche technischen Herausforderungen entstehen bei Analyse von Daten nach Anliegen?
  • Welche ethischen und rechtlichen Gesichtspunkte müssen beachtet werden?
  • Was muss passieren, damit ein Projekt scheitert oder glückt?

Die Themenschwerpunkte für die Gruppen stellten sich schnell heraus: zum einen sollte eine Art Checkliste bzw. Maßnahmenkatalog für ethische und rechtliche Rahmenbedingungen erarbeitet werden. Außerdem sollte es um den Zugang zu Jugendlichen und die Interessensermittlung gehen. Die Teilnehmenden haben sich den Gruppen selbständig zugeordnet und nach dem Mittagessen konnte es dann in einzelnen Räumen losgehen.

Die Projekte

Jugendverstärker

Wie kann die Politik hören, was junge Menschen beschäftigt? Wie kann Software aussehen, die ungehörte Themen aufzeigt? Wo ist KI sinnvoll, wo ist sie gefährlich? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im Projekt Jugendverstärker.

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Gruppe A: Jugendliche finden

Diese Gruppe hat sich mit dem Finden von jugendlichen Accounts auf der technischen Ebene befasst. Dafür haben die Teilnehmer*innen zuerst in Bezug auf Instagram, später dann auf Twitter diskutiert und ausgetestet, welche Angaben man aus Accounts abfragen kann. Dafür haben sie die Angabe des Alters in der Bio (Selbstbeschreibung) ausgelesen. Von einem Account ausgehend konnten sie in kurzer Zeit 200 Personen finden und auf der eigens dafür erstellten Webseite abbilden. Dies zeigt auf, wie leicht eigentlich öffentlich zugängliche Daten abgegriffen werden können.

Eine Frage die sich hier natürlich stellt: Wie können wir sicherstellen dass wir damit auch wirklich Jugendliche herausfiltern? Nicht jede*r gibt sein* ihr Alter ein, und natürlich kann man auch lügen. Also: Was sollte eigentlich das Auswahlkriterium für die Suche nach Jugendlichen sein? Und welche Social Media-Plattform würde sich dafür am besten eignen, zum einen technisch aber auch vor dem Hintergrund wo sich Jugendliche bewegen?

Gruppe B: Interessen ermitteln

Diese Gruppe hat sich damit auseinandergesetzt, wie man aus Social Media-Accounts eigentlich Interessen herausfiltern kann und will. In dem Kontext kam die Frage auf: Sollen Daten eigentlich ungefragt ausgewertet werden können oder nicht? Nach einer zwischenzeitlich einberufenen Diskussion im Plenum stellte sich heraus, dass die Mehrheit der Teilnehmenden das ungefragte Abschürfung von Daten problematisch findet oder sich zumindest unsicher ist. Daher fokussierte sich die Gruppe im weiteren Verlauf auf die Nutzung von Bots.

Die Idee ist, einen Bot zu entwickeln, der als Jugendverstärker auftreten soll. Dieser kann auf allen Plattformen, wenn getaggt, Kommentare betrachten und auswerten. So findet die Teilnahme aktiv und freiwillig statt und nicht relevante bzw. persönliche Daten können herausgefiltert werden. Wichtig dabei ist: Man braucht immer noch ein menschliches Element zur Validierung.

Es kam die Idee auf, dass diese Bots auch an Orte und Schnittstellen anknüpfen könnten, an denen Fragen der Jugendlichen sonst wenig Gehör finden, zum Beispiel in Jugendzentren. Denkbar wäre hier, dass die Jugendlichen ihre Ideen eintippen oder einsprechen können. 

Gruppe C: Checkliste

Bei dieser Gruppe standen verschiedene gesellschaftspolitische Fragen am Anfang der Debatte: Wie kann man mit KI-Projekten zum Thema Jugendbeteiligung sicherstellen, dass Minderheiten in ihrer Meinungsäußerung geschützt werden? Wie kann Barrierefreiheit und Niedrigschwelligkeit sichergestellt werden und wie Datenschutz beachtet werden? Wie kann man es schaffen, dass dies kein Projekt wird, das wir über Jugendliche machen, sondern dass Jugendliche wirklich beteiligt sind? Wo ist die Abgrenzung zwischen redaktioneller Arbeit und Zensur? Was versteht man unter Gehör verschaffen und was bedeutet das für rechtsextreme Themen? Wann sind Themen relevant und wann wird ein Thema für die Politik daraus? Und nicht zuletzt: Wie identifiziert man Menschen online eigentlich als Jugendliche?

Aufbauend auf diese Diskussion hat diese Gruppe begonnen, eine Checkliste bzw. einen Maßnahmenkatalog für ethische und rechtliche Rahmenbedingungen (Ethikcodex) zu erarbeiten. Der bereits existierende Code of Conduct ist ein guter Ausgangspunkt dafür.

Auf diesem Pad hat die Gruppe eine Checkliste erarbeitet, die sich in „must have“ und „nice to have“ gliedert.

Einige der Teilnehmer*innen des Ideathons

Die nächsten Schritte

Die Gedanken, Debatten und Projektergebnisse des Ideathons bilden nun die Grundlagen der Planung der Softwarearchitektur des Jugendverstärkers. Im Januar passieren dazu die nächsten Schritte – hier im Blog gibt’s dann weitere Informationen.