Jugendverstärker: Ungehörte Themen aufspüren

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von Birte

Teil 1: Was ist der Jugendverstärker und warum braucht es so ein Projekt? 

Viele offizielle Beteiligungsangebote und strukturierte Beteiligungsverfahren übersehen, was junge Menschen eigentlich beschäftigt. Oft haben wir den Eindruck, dass die Politik nicht begreift, was für Jugendliche relevant ist. Obwohl viele junge Menschen ihre Anliegen wirklich sehr deutlich machen, zum Beispiel bei Fridays for Future. Bei manchen Themen bleiben Politiker*innen ganz im Dunkeln, weil sie meist nicht dabei sind, wenn Jugendliche auf ihren Plattformen kommunizieren.

Jugendverstärker

Wie kann die Politik hören, was junge Menschen beschäftigt? Wie kann Software aussehen, die ungehörte Themen aufzeigt? Wo ist KI sinnvoll, wo ist sie gefährlich? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im Projekt Jugendverstärker.

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Wir wollen ungehörte Themen aufspüren, aufzeigen und unseren Politiker*innen vorlegen, damit sie bessere Politik für junge Menschen machen können. Wir begegnen diesem Problem beim Jugendverstärker ganz im Sinne von Jugend hackt mit Code und der Hacker*innen-Ethik

Dabei geht es konkret um diese Fragen: Wie kann die Politik hören, was junge Menschen beschäftigt? Wie kann Software aussehen, die ungehörte Themen aufzeigt? Wo ist sogenannte „Künstliche Intelligenz“ (KI) sinnvoll, wo ist sie gefährlich? 

Der Jugendverstärker soll Themen sichtbar machen, die sonst in klassischen Beteiligungsprozessen unsichtbar bleiben – und das mit Daten, unterstützt durch Algorithmen des maschinellen Lernens. Die Hoffnung ist, mit diesen Erkenntnissen bessere öffentliche Projekte für Jugendliche zu starten und Menschen zum Mitwirken an politischen Prozessen zu motivieren, die sich bisher nicht angesprochen fühlten.

Dabei wollen wir die Meinungen und Expertisen der Jugendlichen von Anbeginn einbeziehen, damit wir ihre Anliegen im Projekt richtig vertreten können. Dafür haben wir interessierte Jugendliche und Mentor*innen aus der Jugend hackt-Community eingeladen, sich zu beteiligen. Gemeinsam wollen wir herauszufinden, wo sie die technischen Möglichkeiten, aber auch ethischen Grenzen selbstlernender Algorithmen sehen. 

Dafür haben wir Anfang Dezember einen Ideathon veranstaltet – aufgrund von Corona natürlich komplett online. Ideathon meint: eine Veranstaltung zur Ideenfindung mit Hackathon-Charakter für junge Menschen, bei der die Herausforderungen des Themas evaluiert und Lösungsansätze herausgearbeitet werden. Die Ideen, die beim Ideathon entstanden, bilden die Grundlage für eine Softwarearchitektur, die wir dazu im Projekt entwickeln.

CC BY 4.0 Jugend hackt, Foto: Sandra Schink

Erste Ideen für Technologien vor der Veranstaltung waren das Auslesen von Hashtags mit Data-Mining-Methoden oder das Analysieren von algorithmisch geclusterten Begriffen. Aber: Wie halten wir Algorithmen frei von gefährlichen Biases (Vorurteilen)? Wie schützen wir private Daten? Und: Sollten frei über das Netz erreichbare Daten überhaupt ungefragt analysiert werden? 

Die Technikfolgen umfassend abzuschätzen und den Einsatz von selbstlernenden Algorithmen auf technische Angemessenheit und Wirksamkeit zu überprüfen, ist ein wichtiger Teil des Projektes Jugendverstärker. Dabei gilt: Biases aufzeigen; Datenschutz und Persönlichkeitsrechte wahren und Ergebnisse nachhaltig und frei lizenziert dokumentieren. 

Jugendverstärker ist ein Projekt vom IJAB (Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.), und wird vom BMFSFJ (Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend) gefördert. Jugend hackt und die dahinterstehenden Vereine Open Knowledge Foundation Deutschland und mediale pfade arbeiten an diesem Projekt mit. Jugendverstärker schließt an die Aufgaben der Jugendstrategie der Bundesregierung an.