Jugendverstärker: Der Ideathon

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von Birte

Teil 2: Diskussion mit der Community

In Teil 1 haben wir zusammengefasst, worum es beim Projekt Jugendverstärker geht. Am 6. Dezember haben wir 16 junge Menschen aus der Community zu einem Online-Ideathon zusammengebracht, um gemeinsam die Funktionen und Grenzen der Software zu ergründen.

Beim Jugendverstärker-Ideathon zeigte sich, wie in kürzester Zeit aus einer abstrakten Idee produktive Projektideen und Visionen werden, um mit Code die Welt zu verbessern – getreu dem Motto von Jugend hackt. Ein Aspekt der dabei sehr deutlich wurde: Wenn wir die Welt so gestalten wollen, wie wir sie haben wollen, zum Beispiel was gegenseitigen Respekt und ein Miteinander ohne Rassismus angeht, dann sollten wir auch vor diesem Hintergrund an das Thema KI herangehen und diese so entwickeln, dass sie unsere Werte abbildet.

Jugendverstärker

Wie kann die Politik hören, was junge Menschen beschäftigt? Wie kann Software aussehen, die ungehörte Themen aufzeigt? Wo ist KI sinnvoll, wo ist sie gefährlich? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im Projekt Jugendverstärker.

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Die Diskussion zum Thema KI steht noch ganz am Anfang. Nach und nach tauchen viele Fragen auf, die immer relevanter und komplexer werden, je mehr automatisierte Entscheidungen es in einer Gesellschaft gibt. Gleichzeitig gibt es einen großen Gestaltungsspielraum, den wir mit Jugend hackt und Projekten wie dem Jugendverstärker aktiv mitgestalten möchten. Wir tragen dazu bei, indem wir Junghacker*innen in kritischem aber auch kreativen Denken und Coden fördern und dabei den Weltverbesserungsansatz im Blick behalten. Um es mit den Worten von unserer Input-Vortragenden Katharina Rasch zu sagen: „Hackt die KI!“

Ein Tag Zeit, viele Ideen und verschiedene Blickweisen auf KI sowie das Ziel, zum Schluss des Tages Projektideen zumindest angestoßen zu haben – eine echte Herausforderung. Am 6. Dezember kamen dafür 16 Jugendliche, junge Erwachsene und Mentor*innen – alle aus der Jugend hackt-Community und somit Hackathon-erfahren – begleitet vom Team der OKF und mediale pfade zusammen.

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung wurde auf unserer Community-Plattform Zulip intensiv diskutiert und das Für und Wider des Einsatzes von KI abgewogen. Deswegen waren wir sehr neugierig, welche Ideen und auch kritischen Stimmen eingebracht werden. Vor allem aber wollten wir die spannenden Diskussionen fortführen und bestenfalls in konkrete Projektideen münden lassen. Die Ideen aus dem Ideathon münden im Rahmen des Projektes Jugendverstärker in die Entwicklung einer modularen Softwarearchitektur.

Jürgen Ertelt (Foto: CC BY NC 2.0 Christian Scholz)

Nach einer Kennenlernrunde und einer inhaltlichen Einführung stellte sich Jürgen Ertelt als Jugendverstärker-Projektleiter beim IJAB den vielen Fragen der Teilnehmenden: Kann ein Algorithmus überhaupt objektiv sein? Wie sollen die Interessen von Jugendlichen abgebildet werden, die keinen (guten) Zugang zum Internet haben? Wie lässt sich Manipulation vermeiden? Sollen die Ergebnisse als Open Data veröffentlicht werden?

Jürgen Ertelt erklärte, dass das Projekt die Stimmen der Jugend hörbar machen will, die bislang wenig gehört werden. Dies solle über über das Auswerten von Hashtags auf bekannten Plattformen hinausgehen und bekannte und prominente Themen mit neuen Themen verknüpfen. Zwar gibt es bereits Plattformen, wo Jugendliche sich mit ihren Anliegen einbringen können, zum Beispiel jugend.beteiligen.jetzt oder Angebote auf der kommunalen Ebene.

Diese funktionierten laut Ertelt aber nur eingeschränkt, weil sich dort eben nur bestimmte Leute beteiligen. Viele jungen Menschen finden keine aktive Form sich einzubringen bzw. würden solch eine Plattform nicht nutzen. Der Jugendverstärker soll es deswegen mit Hilfe von Software erleichtern, die für Jugendlichen relevanten aber nicht so laut in der Öffentlichkeit stehenden Themen besser filtern zu können und damit bisher unentdeckte Dinge zu verstärken. Zuhören und Zugang zu Jugendlichen zu bekommen ist nicht zuletzt auch eine Grundlage von politischer Beteiligung.

Auf die kritischen Fragen der Jugendlichen nach Datenschutz und Verarbeitung persönlicher Daten stellte Jürgen Ertelt klar, dass es für ihn klare Regeln für den Umgang mit Daten geben müsse; persönliche und intime Bereiche zum Beispiel werden von vornherein ausgeklammert. Zu guter Letzt erwähnte er noch, dass alle Daten unter offenen Lizenzen bzw. als Open Data veröffentlicht werden – ganz im Sinne von Jugend hackt!

Hackt die KI!

Katharina Rasch (CC BY NC ND 4.0)

Im Anschluss gab es eine Keynote von Katharina Rasch mit dem passenden Titel „Hackt die KI!“. Katharina Rasch befasst sich mit der Manipulationsanfälligkeit automatisierter Bilderkennungssysteme und hat anhand von Bildern gezeigt, wie fehleranfällig und damit manipulierbar diese Systeme sind. Sie ging kurz auf den aktuellen Stand in Bezug von KI in der Forschungscommunity ein. Dann skizzierte sie, wohin wir uns gesellschaftlich bewegen: in die Richtung einer maschinenlesbaren Welt voller automatisierter Entscheidungen.

Sie hob hervor, dass es letztendlich immer noch Menschen sind, die entscheiden wie Trainingsdaten aufbereitet werden, welche Systeme gebaut und wie sie evaluiert werden. KI bildet Biases und Diskriminierungen aus der Realität ab, wenn etwa Gesichtserkennung schlechter mit Menschen mit dunkler Hautfarbe funktioniert. Algorithmen können nicht objektiv sein, weil sie von Menschen gemacht werden, die in der Regel bestimmte Vorannahmen über die Welt haben.

CC BY 4.0 Jugend hackt, Holger Dorn

Sie rief dazu auf Fragen zu stellen, Systeme auf neue Arten zu nutzen und diese letztendlich auch auszutricksen, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Ganz nach der Devise: selber anschauen und ausprobieren wie sich Dinge manipulieren lassen und dadurch lernen, wie sie funktionieren. Mit der abschließenden Aufforderung „Macht mit, hackt die KI“ stieß sie bei der Jugend hackt-Community natürlich auf offene Ohren.