Open Data Interviews: Teil I

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von Paula Grünwald

Jugend hackt wird von der Open Knowledge Foundation Deutschland veranstaltet, die sich für die Öffnung und Nutzung gesellschaftlich relevanter Daten einsetzt. Was genau das bedeutet und warum das Ganze auch spannend für Jugend hackt ist, darum geht es in den Open Data Interviews.

Das erste Interview habe ich mit Daniel Dietrich geführt. Er ist Vorstandsmitglied bei der Open Knowledge Foundation Deutschland und quasi ein Open Data Pionier.

Wie bist du auf das Thema Offene Daten gestoßen?

Schon während meiner Studienzeit habe ich mich viel mit Informationstechnik und den entstehenden digitalen Medien beschäftigt und mit der Frage, wie man sie nutzen kann Menschen dazu zu befähigen die Gesellschaft zu verändern. Ich war Teil einer Gruppe, die Aktivist/innen dabei geholfen hat die (zu dieser Zeit) ‘neuen’ Medien für ihre Zwecke zu nutzen – nach dem Motto: Reclaim the media! Zum Beispiel haben wir damals das alternative Informationsportal “de.indymedia.org” aufgebaut. Es ging darum Technik zu nutzen, um Menschen durch Wissen zu empowern (um hier mal das englische Wort zu verwenden). Das heißt, sie durch einen unzensierten Zugang zu Informationen, durch Meinungsfreiheit und eben durch die Nutzung von Technik dazu zu befähigen sich zu engagieren und aktiv politisch zu beteiligen. Später bin ich durch amerikanische Medien auf das Konzept ‘Open Government’ gestoßen (Open Government = Öffnung von Regierung und Verwaltung gegenüber der Bevölkerung). Es gab zwar auch davor schon Organisationen, die sich für Transparenz und gegen Korruption eingesetzt haben (zB. Transparency International). Neu bei Open Government war die Idee, Transparenz und neue Formen der Beteiligung mit technischen Mitteln zu unterstützen. Eine wichtige Voraussetzung für Open Government sind Offene Daten (engl. Open Data).

Daniel, ganz rechts, in der Jury bei Jugend hackt 2014 (Foto: CC 3.0 by Leonard Wolf)

Was bedeuten Offene Daten für Dich?

Bei Offenen Daten geht es um die Offenlegung gesellschaftlich relevanter Daten. Besonders wichtig sind hier die Daten aus Politik und Verwaltung, aber auch andere Daten können interessant für die Öffentlichkeit sein, zum Beispiel die von Wirtschaftsunternehmen. Die Offenlegung alleine reicht jedoch nicht, es muss Menschen geben, die mit diesen Daten arbeiten, sie veranschaulichen und verständlich machen, oder verschiedene Daten miteinander verknüpfen, um daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Im besten Fall schaffen Offene Daten dadurch Transparenz an entscheidenden Stellen und verhindern Korruption. Menschen können sich mit Hilfe Offener Daten eine informierte Meinung bilden und sich aktiv politisch beteiligen.

Die Offenlegung von Daten kann aber auch der Politik und Verwaltung selbst helfen. Politiker/innen können mit Hilfe Offener Daten bessere, weil informiertere Entscheidungen treffen. Für Verwaltungen können Offene Daten eine große Hilfe bei ihrer täglichen Arbeit sein, da sie Informationen nicht erst bei anderen Behörden anfragen müssen. Wenn Politik und Verwaltung ihre Daten und Prozesse transparent und damit öffentlich zugänglich machen, kann ihnen das zu neuer Glaubwürdigkeit verhelfen und den vielfach geforderten Dialog zwischen Politik/Verwaltung und Bürgern anstoßen und erleichtern.

Welche Gefahren siehst du bei Offenen Daten?

Bei der Menge an Daten, die heutzutage erfasst werden, sind viele Menschen schnell überfordert. Es braucht also engagierte und geschulte Intermediäre, also Vermittler/innen die Informationen in einen Zusammenhang bringen und sie so für viele Menschen nachvollziehbar und verwendbar machen – zum Beispiel durch Visualisierungen oder Apps.

Bei einigen Daten besteht zudem ein Problem mit der Privatsphäre, zum Beispiel bei Datensätzen von staatlichen Behörden, die personenbezogene Daten enthalten. Natürlich lassen sich diese bis zu einem gewissen Grad Anonymisieren. Mit den heutigen Mitteln können sehr viele Anonymisierungsverfahren aber auch wieder rückgängig gemacht werden. Sich nur technisch auf eine Anonymisierung zu verlassen kann deshalb nicht Lösung sein. Es muss vielmehr eine ethische und rechtliche Debatte darüber geben, wie man mit diesen Daten umgeht und was bei einem Missbrauch passiert.

Warum sind Offene Daten spannend für junge Menschen?

Mit Hilfe Offener Daten lassen sich neue Dinge erfahren, die die eigene Umgebung und das eigene Leben betreffen. Das trifft natürlich nicht nur für junge Menschen zu, aber sie sind diejenigen, die noch etwas länger hier sein werden und an ihnen hängt es, Daten auch in Zukunft zu öffnen, sie zu erklären, zu nutzen und mit Hilfe ihrer technischen Fähigkeiten die Welt ein kleines bisschen zu verbessern – genau das passiert bei Jugend hackt.