Die ersten Monate im Ulmer Lab: Games, Games, Games
Mit dem Game Arts Workshop und der Spieleentwicklerin Leonie Wolf endete im September unser dreimonatiger Schwerpunkt zum Thema Videospiele im Ulmer Lab. Als wir (Juka Wessalowski, Projektleiterin von Jugend hackt im Verschwörhaus Ulm und Tomas Novy, Regionaler Koordinator des Ulmer Labs) im Mai 2019 vor der Frage standen, mit welcher Idee wir das Lab beginnen wollen, fiel die Entscheidung recht schnell auf Videospiele.
Dies hatte mehrere Gründe: Gegenwärtig verfestigt sich unter den Bezeichnungen Indie Games und NotGames eine wachsende Producer-Szene, die künstlerische und gesellschaftskritische Aspekte in ihre Computerspiele einbaut. Zudem stehen viele freie Spieleditoren zur Verfügung, die einen leichten Einstieg ins Selbermachen bieten. Erst kürzlich verwiesen Andreas Hedrich und Christiane Schwinge in ihrem Artikel in der APuZ darauf, dass digitale Spiele „hervorragende Türöffner“ seien, „um pädagogische, gesellschaftliche und kreative Prozesse zu initiieren“. Und schließlich boten uns auch die Erfahrungen und das Workshopmaterial der Demokratielabore eine gute Grundlage.
Das Lab startet mit einem Game Jam
Der erste Lab-Workshop war ein Game Jam, bei dem 15 Jugendliche mit dem Spieleditor bitsy und Scratch insgesamt vier Spiele zum Thema Klimawandel entwarfen. Von einer apokalyptisch gezeichneten Post-Klimawandel-Welt, in der der Avatar von mutierten Katzen verfolgt wird, bis hin zum Thema der richtigen Mülltrennung, war thematisch einiges geboten.
Der 12-jährige Game-Jam-Teilnehmer Dickens entwarf in bitsy eine apokalyptische Welt nach der Klimakatastrophe: jeder falsche Schritt führt zu einem kafkaesken „The End“… und deutet somit indirekt die Unmöglichkeit zu Leben in einer zerstörten Welt an.
Bei unseren offenen Lab-Terminen wurde an so manchen Spiel weiter getüftelt, außerdem haben unser Lab-Teilnehmer*innen ein Retro-Arcade-Kit zusammengebaut, in dem ein RetroPie steckt – also ein Raspberry Pi, auf dem alte Computerspiele laufen. Lab-Teilnehmer Nico hat sich davon inspirieren lassen und den Retro-Arcade-Kit als zukünftige Jahresarbeit für sein Schulprojekt ausgesucht. Dabei wird er von unserem Mentor Torsten als „Fachlicher Betreuer“ unterstützt.
Die Lab-Teilnehmer Christoph und Daniel codeten nach dem Game-Jam-Workshop an ihrem Spiel weiter: Während die Zeit abläuft, muss die*der Spieler*in Fragen zum Klimaschutz beantworten. Ihr Spiel haben sie noch während der Kulturnacht fertig gecodet. Um 22 Uhr feierte das Spiel Prämiere und wurde den Besucher*innen ausgestellt.
Zur Ulmer Kulturnacht stellten wir alle Games aus
Zudem haben wir zum Motto „Let’s play to save the world” alle Spiele aus dem Game Jam zur Ulmer Kulturnacht im September ausgestellt. Rund 400 Besucher*innen konnten die Spiele im Verschwörhaus anspielen. Zwei Teilnehmer des Game Jams arbeiteten während der Kulturnacht an ihrem Spiel weiter und zeigten den begeisterten Besucher*innen active coding in P5.
Game Artist Leonie Wolf kam ins Lab
Zum zweiten Ulmer Lab-Workshop luden wir die Indie-Producerin und Spieleentwicklerin Leonie Wolf ins Verschwörhaus ein. Leonie ist in der Nähe von Ulm aufgewachsen und hat vor zwei Jahren den Künstlerinnen-Förderpreis des Landes NRW für ihr Spiel Kyklos Code gewonnen. Leonie zeigte zwölf Jugendlichen und sechs Erwachsenen, wie man mit der freien Software Blender selber 3D-Spielefiguren und 3D-Objekte modelliert. Außerdem berichtete sie, welche Erfahrungen sie in der Männerdomäne Game Development gemacht hat und gab Einblicke in ihre Arbeit als Game Artist in einem Kölner Indie-Studio.
Das Lab auf der KIBUM 2019
Generell haben die Teilnehmer*innen das Thema Computerspiele sehr gut aufgenommen und bereits gefragt, wann der nächste Games-Workshop kommt. Im Rahmen der Ulmer Kinder- und Jugendbuchmesse (KIBUM) 2019 wird es zum Jahresende noch einen Lab-Schulklassen-Workshop zum Thema „Future Stories“ mit dem Text-Adventure-Editor Twine geben.