Chaos Communication Camp 2023

Campen und Hacken sind nicht unbedingt eine offensichtliche Kombination, doch schon seit 1999 organisiert der Chaos Computer Club alle vier Jahre ein Camp unter freiem Himmel und verlegt die entsprechende Infrastruktur dafür, also Strom und Internet. Dieses Jahr trafen sich im Ziegeleipark Mildenberg, einem Freilichtmuseum 60 Kilometer nördlich von Berlin, rund 6000 Hacker*innen, um sich auszutauschen und gemeinsam zu basteln und hacken. Und wir waren dabei!

Jugend hackt war auf dem Chaos Communication Camp 2023 und organisierte dort gemeinsam mit dem Verstehbahnhof für fünf Tage ein vielfältiges Programm für Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahren. Außerdem nahmen wir rund  90 Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren mit auf das Camp.

Während auf der Wiese die Glasfasertrommeln rollten, baute Jugend hackt gemeinsam mit dem Verstehbahnhof das Jugend-Village auf. Einige der Jugendlichen reisten bereits zum Aufbau mit an und halfen nicht nur dabei, die Zelte für alle aufzustellen, sondern auch bei uns Strom und Glasfaserkabel zu verlegen und unsere Beleuchtung und Bühnentechnik aufzubauen. So konnte das in Regenbogenfarben beleuchtete Jugend-Village neben den vielen Lichtinstallationen des Camps mithalten.

Fleißige Helfer*innen bauen die Jurten auf. Foto: Marc

Insgesamt 2,6 Tonnen Zeltmaterial wurden dabei in ein Zelt-Dorf verbaut, in dem rund hundert Jugendliche einen Ort zum gemeinsamen Hacken, Schlafen und Essen hatten. Neben Workshopzelten und einer großen Bühne gab es ein Küchenzelt, ein Esszelt und Schlafjurten. Der Verstehbahnhof als lokales Projekt aus Fürstenberg brachte zudem seinen Make-Space mit. Damit hatten wir neben kleinen Werkzeugen wie Lötkolben und 3D-Druckern auch einen Lasercutter zur Verfügung, der direkt für die Beschilderung unseres Villages eingesetzt wurde.

Das Jugend-Village. Foto: Marc

Auf den Call for Participation für das Jugend-Village gab es einen so guten Rücklauf, dass es am Ende ein Programm von 34 Workshops und zwölf Vorträgen gab. Das Programm wurde dabei auch von vielen Jugendlichen aus anderen Villages besucht, die bei uns einen Ort mit einem Angebot für sie und Raum zum Abhängen fanden.

Die Vorträge auf der Jugend-Village-Bühne boten dabei zum Beispiel Einblicke in das Informatikstudium, das App-Framework Flutter oder die kenianische Tech-Szene. Den Auftakt machten dabei Teilnehmende selbst: Dimi und David stellten in einem 45-minütigen Vortrag OpenStreetMap vor und brachten interaktive Beispiele mit, die zeigen, wie man sich selbst beim offenen Kartendienst einbringen kann. Konrad zeigte in seinem Vortrag, wie wir Wetterdaten aus dem All empfangen können. Alle aufgezeichneten Vorträge gibt’s auf media.ccc.de

Entspannt von der Couch aus moderieren. Foto: Katja

Und auch die Workshops boten etwas für alle, von Anfänger*innen bis Fortgeschrittene: Es wurde an verschiedenen Projekten gelötet, Treiber geschrieben oder Codesnippets gesammelt; es wurden mit Hilfe einer Murmelbahn Wassertropfen transportiert, elektromagnetische Wellen hörbar gemacht und vieles mehr. Auch hier gab es für die Jugendlichen die Möglichkeit, sich einzubringen: In dem mehrteiligen Workshop „Mit Häkelnadel und Lötkolben zum eigenen Spiel“ leitete Luca andere Teilnehmer*innen an, ein funktionsfähiges Gamepad zu bauen und eigene Spielfiguren zu programmieren. Max brachte außerdem eine Schreibmaschine mit, die mit Kamera und Raspberry Pi verbunden fröhlich Porträts von Teilnehmenden in ASCII-Art herunter tippte.

Daneben gab es natürlich das große Camp mit all seinen Möglichkeiten – nicht selten sah man  die Jugend hackt-Teilnehmenden noch spät abends in anderen Bereichen des Camps löten, bei Vorträgen sitzen, diskutieren oder mit anderen Jugendlichen das Camp erkunden.

Was macht es da? Ich glaub, es hackt! Foto: Alev

Begleitet wurden die Jugendlichen während der fünf Tage von pädagogischen Teamer*innen, die sich regelmäßig mit Bezugsgruppen von je zehn Jugendlichen trafen. Daneben gab es ein Awarenessteam, das ein offenes Ohr für alle Probleme der Jugendliche hatte. Viele Aufgaben, wie die Anmoderation von Vorträgen oder Nachtwachen, aber auch viele Workshops wurden von ehrenamtlichen Mentor*innen aus dem Jugend hackt-Netzwerk übernommen. Organisiert hat sich das Village dabei über eine Instanz des „Engelsystems“, dem Dienstplan-Tool des Chaos Computer Clubs, das zwei Mentoren für diesen Zweck aufgesetzt hatten.

Nachdem die Wochen des Sommers 2023 vor dem Camp eher regnerisch waren und Bilder von in Schlamm versunkenen Festivals kursierten, gab es nach einem starken Gewitter während des Aufbaus während des Camps nur noch Sonnenschein. Nicht nur deshalb war es toll, dass der CCC jeden Tag zwei ehrenamtliche Rettungsschwimmer („Baywatch-Engel“) organisierte, die nachmittags mit Jugendlichen an den nah gelegenen See gingen, damit diese sich dort etwas von der Hitze abkühlen konnten. Auch sonst kam der Spaß im Village nicht zu kurz: Spontan von Jugendlichen organisierte Karaokeabende auf der großen Bühne, Werwolf-Spielrunden, ein hoher Mate- und Slushi-Konsum und die Belegung der gemütlichen Sofas unter unserem großen Sonnensegel – die Stimmung brachte ein Teilnehmer mit seiner Frage auf den Punkt: „Kann das Camp nicht einfach einen ganzen Monat gehen?“

Bühne und Treffpunkt bei Nacht. Foto: Marc

Jugend hackt verfolgt mit seinem Programm unter dem Motto „Mit Code die Welt verbessern“ die Ziele einer Jugendbeteiligung, Stärkung und Förderung der Interessen für Technik, Hacken und gesellschaftspolitische Themen sowie Selbstwirksamkeitserfahrungen der Teilnehmenden. Im Gegensatz zu unseren Events, auf denen die gesamte Infrastruktur für die Jugendlichen bereitgestellt wird, damit sie sich ganz auf ihre Projekte konzentrieren können, war das Camp von vornherein ein ko-kreativer Prozess. Die Jugendlichen konnten sich schon im Vorhinein in gemeinschaftliche Aufgaben einbringen und die gemeinsame Zeit vor Ort gestalten. Dazu gehörte auch, sich unter Anleitung eines tollen Küchenteams um die Verpflegung zu kümmern und fortlaufend das Village zu verschönern. Die Jugendlichen haben sich außerdem mit Vorträgen, Workshops oder auch spontanen Freizeit-Angeboten aktiv ins Programm eingebracht.

Jugend hackt lebt von einem großen Netzwerk ehrenamtlicher Mentor*innen, von denen rund zwanzig Menschen die Umsetzung gemeinsam mit dem hauptamtlichen Team möglich machten. Auch dank ihnen wird Jugend hackt auf dem Chaos Communication Camp für alle Teilnehmenden ein unvergessliches Erlebnis bleiben.

CC BY-NC-SA th3r3al

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